.st0{fill:#FFFFFF;}

TEIL 3 – Ketone – AMSPORT TOUR EDITION 

 August 24, 2022

By  Mark Warnecke

euer Zaubertrank? Warnecke erklärt, welchen Nutzen Ketone bei der Tour haben

Arzt und Ex-Schwimmer Mark Warnecke steht dem kicker als Gesundheitsexperte zur Verfügung. Diesmal klärt er über Ketone auf – das vermeintliche neue Wundermittel im Radsport. Das dominierende Team Jumbo-Visma mit Jonas Vingegaard geht offen mit dem Thema um. Doch was steckt dahinter? Wie ist die Datenlage dazu?  Kann jeder Ketone nehmen?

Was sind Ketone überhaupt bzw. wie wirken sie?

Einfach gesagt, sind Ketone sozusagen eine vierte Energiequelle, auf die der Körper unter normalen Umständen nur in extremen Hungersituationen zugreift oder die auch bei bestimmten Diäten vermehrt gebildet werden. Sehr wenig Kohlenhydrate und viel Fett begünstigen auch die Bildung von Ketonkörpern im Stoffwechsel.

Wir kennen als Energielieferanten insgesamt die Kohlenhydrate (Zucker und Glukose, Anm. d. Red), Fette, Proteine und auch die Ketone. Gebildet werden die Ketone während des Hungerstoffwechsels, wenn nicht mehr genügend Kohlenhydrate zur Verfügung stehen und die Kohlenhydratspeicher so gut wie leer sind. Sie entstehen als Nebenprodukt bei der Fettverbrennung in den Mitochondrien der Leberzellen. Wir unterscheiden drei Ketonkörper: Beta-Hydroxybutyrat, Acetoacetat und Aceton. Beta-Hydroxybutyrat ist der am häufigsten von uns produzierte Ketonkörper zur Energiegewinnung.

Ketone sind neben Glukose die einzige Energiequelle für den Gehirnstoffwechsel. Im Rahmen einer ketogenen Diät, bei der man so weit wie möglich auf die Zufuhr von Kohlenhydraten verzichtet, kann man endogen, dass heißt vom Körper selbst gebildet, die Ketonkörper als Energielieferanten erhöhen.

Wie kommt also der vermeintliche Nutzen für den Radsport zustande?

Da dieser künstliche Hungerstoffwechsel nicht in dem maximal gewünschten Maß die Gesamtenergie erhöht, werden bei der Anwendung im Profiradbereich exogene Ketonkörper zusätzlich als Energielieferant neben den Kohlenhydraten zugeführt. Man möchte unter anderem die Kohlenhydratspeicher so lange wie möglich schonen.

Als primäre Leistungsbooster nützen die exogenen Ketone also vor allem bei langen Distanzen, auch gerade, wenn dort einfache Teilstücke einfach nur Energie verbrauchen. Die Kohlenhydratspeicher bleiben voller und stehen bei harten Anstiegen vermehrt zur Verfügung. Der Körper kann nun flexibler auf Kohlenhydrate, Fett und Ketone zugreifen. Die Tour de France ist da natürlich ideal aufgrund ihrer unnatürlich langen Belastungszeit.

Spielen Ketone auch in anderen Bereichen eine Rolle?

Es gibt nur wenige Sportarten, die von dieser Wirkung wirklich profitieren können. Die meisten profitieren von einem besseren Ernährungsmanagement. Obgleich es auch bei dem Einsatz bei der Tour einer total fein ausgeklügelte Ernährungsstrategie bedarf, damit Ketone überhaupt mehr bringen als Magenkrämpfe und Blähungen.

Ein weiterer nicht unwichtiger Aspekt bei den Ketonen ist allerdings auch die verbesserte Regeneration, die studienbelegt ist. Jedoch relativiert sich das Ergebnis, wenn man das mit einer Studie mit einem ‹Whey›-Kohlenhydrat-Getränk vergleicht, welches auch deutlich die Regeneration steigert und zudem die Verletzungsanfälligkeit senkt und dem Körper Proteine zur Geweberegeneration zuführt.

Scheint also noch recht komplex zu sein die Thematik?

Wen das Thema wirklich interessiert und wer darüber nachdenkt, exogene Ketonkörper zu substituieren, sollte bei Wörtern wie: ketogene Diät, Ketose, Ketonkörper, ß-Oxidation, Citratzyklus, Diabetes, Insulin, Glukagon, Glykolyse, Glukoneogenese, um nur einige zu nennen, recht genau Bescheid wissen.

Auf dem Markt gibt es dennoch zahlreiche Anbieter – von billig bis sehr teuer…

Bei der Suche nach dem richtigen Produkt muss man sich wirklich auskennen, weil sehr viele Produkte mit dem Wort ‹Keton› oder ‹Ketonkörper› werben, diese aber häufig so in keiner Weise vorhanden sind. MCT-Öle sollen zum Beispiel helfen, den endogenen Ketonlevel zu steigern, es sind aber nicht die Produkte, über die bei der Tour gesprochen wird!

MCT kann bei einer ketogenen Diät eingesetzt werden, aber wie gesagt, das ist ganz anders als das worüber wir bei der möglichen Leistungssteigerung bei der Tour durch exogene Ketone sprechen. Als kleiner Hinweis hilft vielleicht auch, dass selbst vielen Profiteams die Anwendung von wirklichen Ketonpräparaten zu teuer ist, sich das schlichtweg nicht leisten können und die Wirkung als ohnehin  eher marginal einstufen. 10-, 20- oder auch 50-Euro-Produkte sind schlichtweg nicht das, worüber wir hier reden und obendrein in den meisten Fällen absolut nutzlos.

Ist der Gebrauch von Ketonen bedenklich für die Sportler? Wie ist die Datenlage dazu?

Ich denke, der Gebrauch in der richtigen Dosierung von exogenen Ketonkörpern ist sicher, es sind zum jetzigen Zeitpunkt aber dennoch einfach zu viele Fragen offen. Oberflächlich betrachtet – mit einem mutigen Halbwissen – mag man es sich auch schnell kleinreden, ich teile da allerdings meine Meinung mit einigen renommierte Kollegen, die die Unwissenheit über die genauen Vorgänge und mögliche Spätfolgen erst untersucht haben möchten.

Wie ist die richtige Dosierung, wann der optimale Zeitpunkt – bei Leistungssteigerung, Regeneration oder Diät zum Beispiel? Wirkung und Nebenwirkung von Keton-Ester oder Ketonsalzen? Was macht was genau? Was passiert auf Dauer mit der normalen Kohlenhydratverwertung? Verkümmert diese? Wird dann die Leistung schlechter, weil das definitiv die schnellere Energie für harte Belastungen sind?

Was passiert mit der Leber, die die Ketonkörper normalerweise bei Kohlenhydratmangel bildet, damit wir überleben? Es ist ein absolutes Stressstoffwechselprodukt. Was passiert, wenn sie ständig einem Überangebot ausgesetzt ist? Welche Regelmechanismen greifen?

Was passiert mit unserem Insulinstoffwechsel auf Dauer? Ketonkörper senken den Blutzuckerspiegel, regelt der Körper dagegen? Einfache Fragen, man weiß es aber nicht und Auswirkungen können ernste Folgen haben.

Wie lautet also ihr Fazit?

Aus meiner Erfahrung nach hunderten Ernährungsberatungen und Optimierungen bei Profisportlern, die zum größten Teil eigentlich schon aktiv auf ihre Ernährung geachtet haben bzw. aktiv beraten wurden, ist ein weitaus größeres Potenzial der Leistungssteigerung in einer Ernährungsoptimierung zu finden. Die groben Ernährungsfehler, die ich täglich sehe, können auch nicht mit Ketonkörpern ausgeglichen werden.

Den gesameten Beitrag findest Du hier:

https://bit.ly/3v18Djo

Mark Warnecke


Your Signature

related posts:


Richtig trinken


TEIL 2 – AMSPORT TOUR EDITION


Sommerfigur – Alltag und Ernährung

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

Get in touch